Aronsson Datateknik

Titel: Geflügelte Worte.
Der Citatenschatz des deutschen Volkes
Autoren: gesammelt und erläutet von Georg Büchmann.
Fortgesetzt von Walter Robert-tornow
Ausgabe: Neunzehnte vermehrte und verbesserte Auflage.
Berlin, Haude & Spener'sche Buchhandlung (F. Weidling), 1898
Druck: G. Keysing in Leipzig
Digitalisierung: Aronsson Datateknik (Lars Aronsson), Linköping, Schweden, 2005,
zusammen mit Karl Eichwalder, Nürnberg,
und Project Gutenberg's Distributed Proofreaders
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es möglich wäre, dass ich Gott sein könnte und zween
Söhne hätte, so müsste mir der älteste Gott nach mir
und der andre König in Frankreich sein'". Die Redensart

leben wie Gott in Frankreich,

die allein in Deutschland gebräuchlich ist, lässt sich
nur aus dieser Anekdote erklären. Man muss annehmen,
dass Maximilian in den Mund gelegt wurde, sein erster
Sohn müsse Gott, sein zweiter Gott in Frankreich sein.--

Der Ablasskrämer Johann Tetzel (1455-1519) pflegte
zu sagen: "sobalde der pfennige ins becken geworffen
und clünge sobalde vere die sele, dafür er geleget, ym
Himmel" (s. "Görlitzer Annalen" 1509-1542 von
Bürgermeister Joh. Hass; abgedr. in d. "Zeitschr. f.
histor. Theolog." 4, Heft, Jahrg. 1842, S. 173). Hans
Sachs in seinem Sang "Die Wittenbergisch Nachtigall,
Die man yetz höret vberall" (1523) legte dann den
Ablasskrämern die Verse in den Mund:

/*
"Legt ein gebt euwer hilff und stewr
Und lösst die seel auss dem Fegfewr
Bald der guldin im Kasten klinget
Die Seel sich auff gen hymel schwinget".
*/

Dies hat sich zu dem geflügelten Wort umgeformt:

Sobald das Geld im Kasten klingt,
Die Seele aus dem Fegfeuer springt.

Freilich hat Tetzel in seiner Antithese gegen Luthers
27. These ("Statim ut iactus numus in cistam tinnierit
evolare dicunt animam") gesagt, dass eine geläuterte
Seele sich auch ohnedem zu Gott aufschwinge, aber er
hat damit nicht ganz die reinigende Kraft solcher Spende
abgeleugnet. (vrgl. Kayser: " Geschichtsquellen über
Tezel" Annal. 1877. S. 13).-- 

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