Aronsson Datateknik

Titel: Geflügelte Worte.
Der Citatenschatz des deutschen Volkes
Autoren: gesammelt und erläutet von Georg Büchmann.
Fortgesetzt von Walter Robert-tornow
Ausgabe: Neunzehnte vermehrte und verbesserte Auflage.
Berlin, Haude & Spener'sche Buchhandlung (F. Weidling), 1898
Druck: G. Keysing in Leipzig
Digitalisierung: Aronsson Datateknik (Lars Aronsson), Linköping, Schweden, 2005,
zusammen mit Karl Eichwalder, Nürnberg,
und Project Gutenberg's Distributed Proofreaders
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"im Frieden verchaffe ich Freuden, im Kriege werde ich zum
Thatennerv". Doch wandte <sp>Krantor</sp> das Wort zuerst auf
den Krieg an. Auch <sp>Cicero</sp> nannte ("Philipp." 5, 2) "nervos
belli pecuniam", "Geld die Nerven des Krieges", und ("De
imp. Cn. Pomp." 7, 17) "vectigalia nerves rei publicae",
"Steuern die Nerven des Staates" und Vespasians Feldherr
<sp>Mucianus</sp> (s. Tacitus "Hist." 2, 84) sagte oft, dass Gelder
"belli civilis nervos", "die Nerven des Bürgerkrieges" seien.
<sp>Plutarch</sp> ("Agis et Cleom", 27) meint, dass der Mann
wohl eine tiefe Einsicht ins Kriegswesen gehabt habe, der
da zuerst sprach: "[*greek: tha grtmata neura pragmhatôn]", "Geld ist
der Thatennerv". Auch fand der Gedanke dauernden Anklang.
Wir begegnen ihm wieder bei den <sp>Scholiasten</sp>
zu <sp>Pindars</sp> "Olymp." 1, 4, bei <sp>Libanius</sp>, 4. Jahrh. n.
Chr. (Orat. 46, Vol. II, p. 477 ed. Reiske. Altenb. u. Lpzg.
1791-7), bei <sp>Photius</sp>, um 250 n. Chr. ("Lexik." unter
[*greek: Meghanoras plouton]), bei <sp>Suidas</sp>, um 1000 n. Chr. (II, l,
173 n. 970) u. s. w.

Dann sagte der deutsche Kaiser <sp>Heinrich</sp> V. (1106-25)
zum polnischen Gesandten, stolz auf das Gold und Silber
seines Schatzes deutend: "Dieser

/*
nerrns rerum agendarum
*/

soll euch (Polen) schon zu Paaren treiben" (vrgl. Arth.
Kleinschmidt "Zur Gesch. des Adels, bes. in Deutschl."
in "Uns. Zeit" 1874. I, 147), und der Marschall <sp>Trivulzio</sp>
sprach zu Ludwig XII. (1498-1515):

/*
Zum Kriegführen sind dreierlei Dinge nötig, Geld, Geld, Geld!
*/

(vrgl. "Kurtzweil. Zeitvertreib."  o. O. 1668. S. 49-50).

<sp>Macchiavelli</sp> hingegen bestreitet, dass Geld der Nerv des Krieges sei
("Discorsi" 1518 u. 1522, Überschr. d. 10. Kap. vom 2. B.) und führt das
Wort auf Quintus Curtius zurück, der es auf den Krieg zwischen Antipater
und Sparta bezogen habe, wovon sich jedoch in dem uns von Curtius noch
Vorliegenden nichts findet. Ohne Angabe der Quelle citieren das Wort
ferner <sp>Agricola</sp> (No. 281 s. Sprichw. 1529: "Nervi bellorram pecuniae")
und <sp>Rabelais</sp> ("Garg. u. Pant." 1, 46. Ao. 1533: "Les nerfs des batailles 

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