Aronsson Datateknik

Titel: Geflügelte Worte.
Der Citatenschatz des deutschen Volkes
Autoren: gesammelt und erläutet von Georg Büchmann.
Fortgesetzt von Walter Robert-tornow
Ausgabe: Neunzehnte vermehrte und verbesserte Auflage.
Berlin, Haude & Spener'sche Buchhandlung (F. Weidling), 1898
Druck: G. Keysing in Leipzig
Digitalisierung: Aronsson Datateknik (Lars Aronsson), Linköping, Schweden, 2005,
zusammen mit Karl Eichwalder, Nürnberg,
und Project Gutenberg's Distributed Proofreaders
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Das Wasser trüben


beruht auf Phaedrus (bl. etwa 30 nach Chr.), B. 1, Fab. 1,
wo der am oberen Laufe des Baches stehende Wolf
komischerweise dem weiter unten stehenden Lamme frech
zuruft:

/*
Cur (inquit), turbulentam fecisti mihi Aquam bibenti?
Warum hast du mir, der ich trinke, das Wasser trübe gemacht?
*/

Von "Schafen", die "schöne Borne" durch "darein treten" "trübe gemacht"
haben, ist übrigens auch die Rede Hesekiel 34, 18-19 (vrgl. 32, 2
und 13).--

Die Verse des Phaedrus (I, 10):

/*
Quicumque turpi fraude semel innotuit,
Etiamsi verum dicit, amittit fidem ...
*/

gab von Nicolay (1737-1820) in seinem Gedichte
"Der Lügner" also wieder:

/*
Man glaubet ihm selbst dann noch nicht,
Wenn er einmal die Wahrheit spricht.
*/

Danach hat sich die landläufig gewordene genauere Übertragung
gebildet:

/*
Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht;
Selbst dann, wenn er die Wahrheit spricht.
*/

Dieser Gedanke wird schon dem Demetrius Phalereus (4. Jahrh.
v. Chr.) zugeschrieben von Stobaeus ("Florileg." 12, 18).--

Behandelt ein äusserst Minderwertiger eine gefallene
Grosse schlecht, so reden wir vom

Eselstritt;


denn, als der Esel sah, wie Phaedrus (1, 21) erzählt,
dass Eber und Stier den sterbenden Löwen ungestraft
misshandelten, da schlug er ihm mit den Hufen ein
Loch in die Stirn.-- 

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