Aronsson Datateknik

Titel: Geflügelte Worte.
Der Citatenschatz des deutschen Volkes
Autoren: gesammelt und erläutet von Georg Büchmann.
Fortgesetzt von Walter Robert-tornow
Ausgabe: Neunzehnte vermehrte und verbesserte Auflage.
Berlin, Haude & Spener'sche Buchhandlung (F. Weidling), 1898
Druck: G. Keysing in Leipzig
Digitalisierung: Aronsson Datateknik (Lars Aronsson), Linköping, Schweden, 2005,
zusammen mit Karl Eichwalder, Nürnberg,
und Project Gutenberg's Distributed Proofreaders
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Epimenides aus Kreta (um 596 v. Chr.) galt den
Alten als der Verfasser des Verses:

"[Greek: Krêtes *ei pseustai, kaka thêria, gasteres, argai][*?]",

den Luther in der "Epistel S. Pauli an Titum" (l, 12)
also übersetzt: "Die Creter sind immer Lügner, böse
Tiere und faule Bäuche". Danach sagen wir von einem
trägen Schlemmer, er sei ein

fauler Bauch.--


In Äsops (6. Jahrh. v. Chr.)[A] Fabel 27: "Der flöteblasende
Fischer" (citiert wird hier stets die Halmsche
Ausgabe) versucht ein Fischer erst vergeblich durch
Flötenspiel die Fische an sich zu locken: dann greift er zum
Netz und spricht, als sie nun vor ihm auf dem Strande
hüpfen: "[Greek: ô kakista zô*, *meis, ote men *ulo**, sik ôrch*isth*
nun de ais pepaumai, tou*o prattete][*?]"--"0 ihr schlechtes
Getier, als ich flötete, wolltet ihr nicht tanzen, nun ich
aber aufhöre, thut ihr' s !" Diese Fabel erzählte Cyrus in
Sardes höhnend den Gesandten der Ioner und Äoler,
weil die Ioner, als er sie bitten liess, vom Krösus abzufallen,
nicht auf ihn hörten, nun aber, da er die Herrschaft
erlangt, gehorsamst bereit waren. Er schliesst:
"[Greek: Panesthe moi orch*eomenoi, epei oud *meo auleontos êthele**
ekbain**n orcheomenoi][*?]"--"Höret auf vor mir zu tanzen,
denn als ich euch flötete, da wolltet ihr nicht
herauskommen und tanzen!" (Herodot I, 141.) Der Evangelist
Matthäus (11, 17; vrgl. Luk. 7, 32) kürzt das

[Footnote A: Die "geflügelten Worte" aus griechischen Fabeln sind zwar dem
6. Jahrh. unter Äsop eingereiht, aber es ist wohl möglich, dass keines
von ihnen dem Fabelerzähler Äsop sein Dasein verdankt, da die auf uns
gekommene Sammlung "äsopischer" Fabeln diesen Namen mit keinem
besseren Rechte führt, als die der "anakreontischen" Gedichte den des
Anakreon.] 

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