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v. Treitschke ("Historische und politische Aufsätze", 4. Aufl. Leipz. 1871, 1. Bd.) sagt in dem Aufsatz "Lessing", (Leipz. 1863) S. 70: "Das widrige Sprichwort, das in jenen weichlichen Tagen von Mund zu Munde ging, das Wort "geteilter Schmerz ist halber Schmerz" hatte der Jüngling (Lessing) schon mit der stolzen Gegenrede abgewiesen: "Was nutzt mir's, dass ein Freund mit mir gefällig weine? Nichts, als dass ich in ihm mir zwiefach elend scheine." So wäre das Tiedgesche Wort ein älteres Sprichwort? Es fehlt dafür jeder Beweis. Der Gedanke freilich ist nicht neu, denn schon Cicero, Laelius, cap. 6, § 22, sagt: "et secundas res splendidiores facit amicitia et adversas partiens communicansque leviores" (anteilnehmende Freundschaft macht das Glück strahlender und erleichtert das Unglück) und Seneca, Epistolae, 6: "Nullius boni sine socio iucunda possessio est" (ohne Genossen ist kein Glücksbesitz erfreulich).-- Christoph Kaufmann (1753--1795), der herrnhutische Arzt und Apostel der Geniezeit, schlug Klinger, der ihm 1776 in Gotha sein Drama "Wirrwarr" vorlas, dafür den Titel "Sturm und Drang" vor und gab damit der ganzen Litteraturperiode vom Anfange der 70er bis in die Mitte der 80er Jahre ihren dauernden Namen. Klinger schrieb darüber an Goethe (s. "Verhandlungen der 8. Versamml. deutsch. Philologen und Schulmänner in Darmstadt" S. 48, Darmst. 1846): dass ihm Kaufmann "den Titel Sturm und Drang aufdrang, an dem später mancher Halbkopf sich ergötzte". (vrgl. "Chr. Kaufmann" von H. Düntzer, Leipzig 1882, S. 69 und Riegers "Klinger", Darmst. 1880, S. 163).--
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