Aronsson Datateknik

Titel: Geflügelte Worte.
Der Citatenschatz des deutschen Volkes
Autoren: gesammelt und erläutet von Georg Büchmann.
Fortgesetzt von Walter Robert-tornow
Ausgabe: Neunzehnte vermehrte und verbesserte Auflage.
Berlin, Haude & Spener'sche Buchhandlung (F. Weidling), 1898
Druck: G. Keysing in Leipzig
Digitalisierung: Aronsson Datateknik (Lars Aronsson), Linköping, Schweden, 2005,
zusammen mit Karl Eichwalder, Nürnberg,
und Project Gutenberg's Distributed Proofreaders
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"Deutschen Gedichten" (herausg. von Gottfried Schütz
in Hamburg von 1764-66) im 1. Bande unter dem
Titel "Duo quum faciunt idem, non est idem" (Wenn
zwei dasselbe thun, ist's nicht dasselbe) die einhundertneunzehnte
Nummer der 4. Abt. "Sinn- und Scherzgedichte" 
ist, und wo der entsprechende Vers lautet:

Ja, Bauer, das ist ganz ein anders!

Die dort erzählte Geschichte ist alt.[A]--

/*
Ach, wie ist's möglich dann,
Dass ich dich lassen kann
*/

ist der Anfang eines um 1750-1780 entstandenen
Volksliedes. ("Deutscher Liederhort" von Erk und Böhme,
1893, No. 548.) Zur ersten Strophe sind zwei hinzugedichtet; 
diese drei bilden den jetzt üblichen Text,
den Georg Scherer ("Volkslieder", 1868, No. 40)
mitteilt. Der neue Text ist komponiert von Moritz
Ernemann: "Acht Lieder. Berlin 1825"; darin steht
unter dem Texte: Hel. (mina) v. Chézy (1783-1856).

Die jetzt übliche Melodie hat Friedrich Kücken (geb. 1810, [*dagger] 1882)
komponiert. Die "Gartenlaube" machte Louis Böhmer ([*dagger] 1860) zum

[Footnote A: Halliwell "Dictionary of archaic and provincial words", Lond.
1844-1845, führt die alte sprichwörtliche Redensart "The case is altered,
quoth Plowden" (der Fall ist ein anderer, sprach Plowden) auf diesen ausgezeichneten
Juristen zur Zeit der Königin Maria von England (1553-58)
zurück. In "Tales and quicke Answeres", (o.J. um 1535) wird sie von einem
Bauer in Seeland erzählt; (Shakespeare Jest-Boocks. W. Carew Hazlitt.
Lond. 1860. Vol. I. 2. Abt. S. 134, No. 121); auch Erasmus in "Ecclesiastae
sive de ratione concionandi" (2. Ausg., 1536, S. 454) nennt sie eine Seeländische
Geschichte. Nach "Luthers Tischreden", Eisleben, 1566, S. 612
erzählte sie Luther 1546. Dort heisst es: "Da sprach der Schultes: 'War's
meine Kuh? Das ist ein ander Ding'. In "Bidermanni ex societate Jesu
Acroamatum libri 3" wird in 3, 1, 13 sprichwörtlich "die Kuh des Praetor"
angeführt. Eine andere Geschichte, in der einem Bauer doppeltes Recht,
das zweite Mal mit den Worten: "Mein Bauer, das wär ein anders" in
Aussicht gestellt wird, erzählt Grimmelshausen im "Wunderbarlichen
Vogelnest", 1, 6 (1672); er wiederholt sie im "Deutschen Michel", 8.] 

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