Aronsson Datateknik

Titel: Geflügelte Worte.
Der Citatenschatz des deutschen Volkes
Autoren: gesammelt und erläutet von Georg Büchmann.
Fortgesetzt von Walter Robert-tornow
Ausgabe: Neunzehnte vermehrte und verbesserte Auflage.
Berlin, Haude & Spener'sche Buchhandlung (F. Weidling), 1898
Druck: G. Keysing in Leipzig
Digitalisierung: Aronsson Datateknik (Lars Aronsson), Linköping, Schweden, 2005,
zusammen mit Karl Eichwalder, Nürnberg,
und Project Gutenberg's Distributed Proofreaders
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Abgrenzung des geflügelten Wortes gegen das Sprichwort und
die andere, festzustellen, ob ein Wort allgemein genug ist, um
den Rang eines geflügelten Wortes beanspruchen zu dürfen.
Was die erstere anbetrifft, so entsteht oft die Frage, ob ein
Schriftsteller ein schon vorher umlaufendes Wort für seine
Zwecke angewendet hat, oder ob er selbst der Schöpfer
seines Worts ist. Denn auch die Sprichwörter fallen nicht
wie Manna vom Himmel; jedes derselben hat seinen speciellen 
Autor, seinen ersten Erfinder; viele derselben sind
ohne Zweifel Sprüche aus verloren gegangenen oder noch
nicht wieder aufgefundenen Schriftstellern. Selten nur ist
man so glücklich, von dem Schriftsteller selbst zu erfahren,
ob ein Wort, das er anwendet, auf seiner eigenen Mühle
gemahlen oder fremde Ware ist. In zweifelhaften Fällen
wird hier dem Sammler als Regel gelten dürfen, die erste
schriftstellerische Quelle getrost anzumerken und es dann
der spätern Forschung zu überweisen, ob das Wort schon
in früheren Tagen im Volke verbreitet gewesen ist."
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Es mag zunächst auffallend erscheinen, dass Büchmann 
in der vorstehenden Erklärung das Wort
"Citat" vermeidet. Dies ist kein Zufall. Der engere
Begriff des landläufigen Citates in dem allgemein
üblichen Sinne der bewussten Anführung eines
fremden Satzes deckte sich nämlich nicht ganz mit dem
Inhalte schon der ersten Auflage des Buches. Schon dort
sind als geflügelte Worte verzeichnet die bei uns landläufigen
Anwendungen von Aussprüchen und Ausdrücken
der Dichter, Denker, Propheten, Redner, Geschichtsschreiber 
und Mythographen, einschliesslich des
metaphorischen Gebrauches von Ereignissen
und typisch gewordenen Namen. Mit dem
Untertitel "Citatenschatz des deutschen Volkes" wollte
Büchmann sein Werk einführen und wenigstens dem
grössten Teile des Inhaltes nach kennzeichnen, soweit
er nicht eine Erweiterung des Begriffes "Citat" überhaupt 
beabsichtigte. Aus begreiflichen Gründen wurde
denn auch dieser Untertitel beibehalten, obschon er dem
allgemeinen Sprachgebrauche gegenüber zu eng war und
mehrfach zu nicht ganz unberechtigten Bedenken strenger
Begriffswächter Anlass geboten hat. Büchmann 

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